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{Rezension} Die blauen und die grauen Tage


Titel: Die blauen und die grauen Tage || Autor: Monika Feth

Verlag: cbt || Seiten: 256 || Preis: 6,99€ (Taschenbuch)

Sie fuhr mit der Hand über das matt glänzende Holz der alten Kommode, zog die Schublade des Nähtischs auf und schob sie wieder zu. Die Haut ihrer Hand war wie aus Pergament und mit Altersflecken bedeckt.

Evi freut sich riesig, denn ihre Großmutter wird bei ihnen einziehen. Ihre Schwester ist total dagegen und meint eine demenzkranke Frau gehöre richtig betreut. Doch die kleinen Aussetzer, von denen die Familie spricht, können gar nicht so schlimm sein, denkt sich Evi.


Die blauen und die grauen Tage ist ein sehr wichtiges Buch, denn es bietet jüngeren Lesern einen guten Einstieg in das Thema Demenz. Demenz ist ein schwieriges Thema und hier wird das ganze passend aufbereitet. Mit ein bisschen Humor aufgelockert und mit Charakteren versehen, mit denen man sich identifizieren kann.

Die Sache mit dem Büchlein, in das die guten Tage (blau) und die schlechten Tage (grau) eingetragen werden, hat mir sehr gefallen. Das gab dem Ganzen so eine Art roten Faden, an dem man sich entlaggeschlängelt hat.

Die verschieden Persönlichkeiten, mit ihren entgegengesetzten Meinungen, wurden gut gewählt. So bekommt man die Situation sozusagen von allen Seiten beleuchtet. Man hat also nicht das Gefühl, dass die Autorin einem ihre Meinung aufzwängen will. Und obwohl ich Evi, ihre Schwester und die Oma sympathisch fand, blieb da die ganze Zeit über eine ziemliche Distanz. Vielleicht ist das aber auch der bessere Weg, das Thema anzugehen, als Emotionen zu provozieren.

Im laufe der Geschichte, ädert sich Evis Einstellung ein bisschen. Man liest über ihre Verzweiflung, als sie merkt, wie schlimm es um ihre Oma steht. Sie kämpft darum, sie vor dem Heim zu bewahren und spielt einige Vorfälle herunter. Als dann aber tatsächlich andere in Gefahr geraten, sieht sie ein, dass sich etwas ändern muss. Ihre Idee am Ende finde ich super. Ein kreativer Kompromiss, der der Geschichte zu einem guten Ausgang verhilft.

Jetzt nochmal zu einem kleinen Minuspunkt. Die Erstausgabe ist von '97 und das merkt man dem Ganzen leider etwas an (beispielsweise bei Namen und auch dem Stil). Mich persönlich hat es nur ein wenig gestört, aber ich glaube, dass das viele Jugendliche abschrecken könnte. Nichtsdestotrotz ist das Thema natürlich nicht veraltet und immer noch sehr aktuell. Da gefällt mir die neue Aufmachung mit Titel und Cover ziemlich gut. Das geht auf jeden Fall in die richtige Richtung, dem ganzen einen „neuen/ modernen Anstrich” zu verpassen, um Leser darauf aufmerksam zu machen.


Die blauen und die grauen Tage ist definitiv keine Geschichte für zwischendurch. Aber wenn man Kindern Demenz etwas näher bringen möchte oder sich selbst für dieses Thema interessiert, sollte man zu diesem Buch greifen.

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